Die Digitale Transformation.
Teil 1: Wie wir Menschen neue Aufgaben bekommen

Dirk Wilfling
5 min readJun 25, 2018

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Photo by rawpixel.com

Dies ist der erste Teil einer Serie, rund um die digitale Transformation. Verschiedene Technologien, wie das Internet, Cloud Computing, Virtual Reality, Machine Learning, und viele mehr, verändert, in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit, die Art wie wir Leben. Während wir 80 Jahre warten mussten bis 80% der Haushalte ein Auto hatten und beim Kühlschrank es nur noch 20 waren, wird heutzutage (gefühlt) jede Innovation in kürzester Zeit auf die gesamte Menschheit ausgerollt. Und das mehrfach, im Laufe einer Generation.

Im ersten Teil schauen wir auf die Auswirkung der digitalen Transformation auf unsere Arbeit. Werden wir bald keine Arbeit mehr haben, weil die Maschine alles macht?

Let’s Go:
Werden wir bald keine Arbeit mehr haben, weil die Maschine alles machen?
Im Gegenteil. Mehrere Wissenschaftler und Historiker sind der Meinung, dass wir mehr Arbeit haben werden. Wir werden komplett neue Jobs haben die es bisher nicht gab und existierende jobs werden sich verändern.

Neue Jobs? Was zum Beispiel?
Wer hätte vor 5 Jahren gedacht, dass in der Techindustrie Sprachwissenschaftler händeringend gesucht werden, um deren Sprachassistenten zu designen?

Und wie verändern sich existierenden Jobs?
Im Moment haben wir in Deutschland rund 540.000 LKW-Fahrer, die irgendwann durch selbst fahrende LKWs ersetzt werden.
Das selbe wird auch mit Berufsgruppen passieren die traditionell höher ausgebildeten Leute benötigt. Sekretärinnen werden nicht mehr Kalender managen, weil ein Sprachassistent das viel effizienter kann.
Radiologe, also der Röntgenarzt, der bisher jedes einzelne MRT analysiert, wird die einfachen Fälle an den Computer abgeben und sich nur mit den komplexen Problemen beschäftigen.
Alles in allem hat eine McKinsey-Studie ergeben, dass nur 5% der Jobs komplett automatisiert werden können, aber bei 60% der Jobs könnte bis zu 30% der Tätigkeiten automatisiert wurde.

Was ist der Vorteil der Automatisierung für den Arbeitnehmer?
Langweilige Tätigkeiten werden eliminiert, so dass wir uns auf kreative und schwierige Fälle konzentrieren können.
Dadurch, dass selbst fahrende LKWs keine Pausen brauchen, können wir viel mehr LKWs fahren lassen, die jetzt schon benötigt werden. In Deutschland könnten momentan 45.000 zusätzliche LKW-Fahrer eingestellt werden, um die Nachfrage zu decken. Der Job “LKW-Fahrer” wird in Zukunft also die steigende Anzahl der LKWs aus der Ferne unterstützen (z.B. von zu Hause), indem er sich in viele unterschiedliche LKWs einloggt, um schwierige oder unbekannte Probleme zu lösen, die der Computer nicht schafft (z.B. durch eine ungesicherte Unfallstelle fahren). Das heißt die Berufsgruppe verschwindet nicht, sondern wird aufgewertet, um kognitiv anspruchsvollere Teilaufgaben zu erledigen.
Auch bei den anderen Berufsgruppen wird das der Fall sein. Die Sekretärin hat durch den Wegfall einiger Tätigkeiten mehr Zeit sich mehr um Gäste zu kümmern, Veranstaltungen zu organisieren oder wichtig Dokumente Korrektur zu lesen.

Und was ist der Vorteil des Ganzen für die Volkswirtschaft?
Selbstfahrende LKWs ermöglichen uns mehr Waren günstiger zu immer mehr Orten immer schneller zu transportieren. Und wenn lokal mehr Waren günstiger zur Verfügung stehen, haben die Menschen vor Ort mehr Möglichkeiten diese zu verarbeiten bzw. neue Dienstleistungen anzubieten. Und das schafft Jobs.
Der Radiologe kann viel mehr Patienten abfertigen als jetzt, was genau in den Trend passt, dass die Anzahl der Menschen stetig wächst.
Wir werden also viel mehr neue Symbiosen sehen, bei den ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine die Produktivität des Teams extrem steigert.
Ein bekanntes Beispiel ist der Computer. Ohne Computer und Internet würden wir immer noch Faxe schreiben, was die Kommunikation extrem langsam macht und somit unsere Entscheidungsfindung verzögert. Ergo, würden wir in der gleichen Zeit weniger schaffen. Nicht weil wir kognitiv nicht In der Lage sind, sondern weil die Technologie uns nicht ermöglicht unser schnelles Gehirn effektiv zu benutzen.

Ist das eine neue Situation mit der wir umgehen müssen?
Nein, dieser Effekt ist nicht neu. 1988 wurden in den USA Geldautomaten eingeführt und damit eine Tätigkeit der Bankangestellten automatisiert, wodurch die Anzahl der Bankmitarbeiter pro Filiale von 20 auf 13 verringert werden konnte. Was war der Effekt? Die Anzahl der Bankangestellte hat sich in 30 Jahren verdoppelt. Der Grund? Bankfiliale mit 13 Bankangestellten wurden rentabler, weil sie weniger Personalkosten haben und damit interessanter sie in in abgelegenen Orten aufzumachen. Und, das Jobprofil der Bankangestellten hat sich verändert. Anstatt Geld zu zählen und rauszugeben, verüben sie jetzt Verkäufer/Beraterfunktionen.
Ein anderes Beispiel sind Schmiede. Früher gab es in jedem Dorf ein Schmied, weil eben Werkzeuge noch nicht industriell gefertigt und Pferde noch verwendet wurden. Heutzutage ist die Berufsgruppe nicht wirklich ein treibender Motor der Gesamtwirtschaft. Was ist passiert mit all den Schmieden? Sie haben andere handwerkliche Berufe ausgeübt, wie Schlosser, oder sie haben ihre Erfahrung genommen und sind auf mehr Pferdestärken umgestiegen: Sie wurden z.B. Lokführer. Ihre Erfahrung mit Eisen, Feuer und Mechanik war damals Gold wert in der Zeit der Dampflok.
Die Menschen in beiden Berufsgruppen hatten also nicht weniger zu tun, sondern mehr, weil sie größere und kreativere Aufgaben übernommen haben.

Das heißt es gibt keine Verlierer?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Durch die Teilautomatisierung gewisser Jobs, muss man sich flexibel auf die neuen Gegebenheiten einstellen. Ein CEO der heute noch Briefe schreibt und mit seiner Kutsche von Berlin nach London reist, wird nicht die Leistung erbringen, die mit den technischen Errungenschaften (Email und Flugzeuge) heutzutage möglich sind. Dadurch wird er sich mittelfristig, als Teil eines natürlichen Prozesses, aus seiner Position verabschieden. Passt er sich aber an und nutzt die technischen Fortschritte (z.B. Videokonferenz oder einfließen von Big Data Analysen in Entscheidungen), hat er die Möglichkeit sich in ganz neue Produktivitätsebenen zu katapultieren, ohne dass er mehr oder härter arbeiten muss.

Fazit
Durch die digitale Transformation, in der vermeintlich alles automatisiert wird, werden wir unsere Arbeit nicht verlieren. Wir werden gewisse Teilaufgaben nicht mehr machen, was uns aber ermöglicht unsere Kreativität für komplexere und schwierige Probleme zu verwenden, die die Maschine (noch) nicht lösen kann. Während wir also nicht komplett wegrationalisiert werden müssen wir uns aber darauf einstellen, dass langfristig jede einzelne Berufsgruppe davon betroffen ist.
Ein Problem dabei kann sein, dass diese Veränderungen nicht mehr von einer Generation zur Anderen passieren, und dadurch jeder individuell diese nicht zu sehr spürt, sondern, dass wir innerhalb einer Generation uns mehrfach flexibel umorientieren müssen, um uns an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

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