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Boomi: Cloud-basierte iPaaS-Plattform mit Low Code

Low-Code-Umgebungen gewinnen an Popularität. Sie können nützlich sein, wenn sie strategisch in die Firmen-IT integriert werden. Ein Blick auf die Funktionen und Grenzen von Boomi.

Seit einigen Jahren wächst ein neuer Hype heran: Low-Code-Umgebungen. Die Idee ist praktisch und auch nicht ganz neu. Bereits auf der CeBIT 2010 hat IBM eine grafische Entwicklungsumgebung präsentiert, mit denen es möglich werden sollte Funktionen aus Softwarebibliotheken mit einer grafischen Oberfläche zu einem ausführbaren Programm zu bringen. Das Konzept war gut und deshalb hat es sich weiterentwickelt. 

Die Low-Code-Umgebungen lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Da gibt es einerseits die Lösungen für die Entwicklung von Benutzeroberflächen mit dem grundsätzlichen Zweck des Zugangs zu Funktionen einer Backend-Applikation. Zum anderen lassen sich vollständige, meist kleine Apps entwickeln. 

Boomi als Cloud-native Low-Code-Umgebung für iPaaS

Boomi ist eine kommerzielle Integrationsplattform, die mit einem Software-as-a-Service (SaaS)-Modell angeboten wird und somit eine iPaaS-Lösung darstellt. Entwickler nutzen die Funktionen und Services der Plattform über ein Abonnementmodell, das regelmäßige Updates, Wartung und Support umfasst.

Abbildung 1: Das Preismodell von Boomi im Überblick.
Abbildung 1: Das Preismodell von Boomi im Überblick.

Gegründet wurde Boomi im Jahr 2000 mit konfigurationsbasierter Integration. IT-Riese Dell  übernahm die Firma 2010. 2021 hatte Dell allerdings an den Folgen der Übernahmen von EMC zu kauen. Damals wurde großflächig in der Softwaresparte aufgeräumt. Mit Francisco Partners und TPG Capital wurden im selben Jahr Investoren für Boomi gefunden, und so ließen sich Kalamitäten wie bei VMware vermeiden.  

Funktionsumfang

Low-Code-Umgebungen eigenen sich zum Verknüpfen vorhandener Applikationen. Das kann zum Beispiel die Entwicklung einer Verknüpfung von Vertriebssoftware und Kundendatenbank sein. Sofern die Entwickler wissen, was sie tun, können sie mit Boomi eine Funktion entwickeln, mit der die Daten aus der Kundendatenbank an das Vertriebssystem übertragen werden. Dafür sind, sofern man weiß, wie die Datenbank aufgebaut ist und wie das Vertriebssystem funktioniert, keine speziellen Programmierkenntnisse erforderlich. Allerdings sollte nicht völlig unbedarft herangegangen werden. Typischerweise, und so auch bei Boomi, fügt man vorhandene Funktionen ineinander. Das heißt, der Entwickler weiß idealerweise von der Funktion. 

Zudem lassen sich neue Applikationen entwickeln. Auch dann sind zumindest Kenntnisse über die IT, über Systembibliotheken und über Datenspeicher eine Voraussetzung. Klappt dies, kann Boomi bei der Integration von Anwendungen, Datenquellen und Systemen nützlich sein. Die Boomi-Plattform ist Cloud-basiert, weshalb keine physische Infrastruktur verwaltet werden muss. Das GUI von Boomi ist Drag-and-Drop-basierend. Einige Automatisierungsfunktionen reduzieren manuelle Arbeiten. Generell unterstützt Boomi hybride Umgebungen und Multi-Cloud-Umgebungen. Wer also über die entsprechenden Zugriffsrechte verfügt und weiß, wo die Daten liegen, kann auch komplexere Applikationen entwickeln. 

Wenn Unternehmen über 25 Datenbanken betreiben, wie unter anderem bei einer Investment-Bank gesehen, kann eine Konsolidierung sinnvoll sein. Ein Lösungsansatz könnte die Beschaffung eines komplexen Datenintegrations-Tools sein. Eine Alternative könnte die Entwicklung von Apps mit einer Low-Code-Plattform darstellen. Boomi verfügt nach Herstellerangaben über Funktionen zur Integration gängiger Datenbanken und der wichtigsten ERP-Lösungen. Gerade das Schreiben neuer Report-Funktionen mit der Low-Code-Umgebung könnte den Programmieraufwand deutlich vereinfachen. 

Es gibt einige IT-Konzepte, wo sich die Low-Code-Entwicklung gut in das Gesamtkonzept einfügen kann. Dazu gehören: 

  1. Datenintegration: Konsolidieren, transformieren und synchronisieren von Daten aus verschiedenen Quellen. Daraus können konsistente und zuverlässige Datensätze entstehen. Mit etwas Geschick kann das für eine höhere Datenqualität sorgen.
  2. B2B-Integration: Das grafische Programmieren von Tools für die Zusammenarbeit mit Partnern, Lieferanten und Kunden gehört zu den Haupteinsatzgebieten von Low-Code-Umgebungen wie Boomi.
  3. API-Management: Sofern die Unternehmensanwendungen freigegebene APIs haben, kann der sichere Zugriff auf Unternehmensdaten und -funktionen für interne und externe Entwicklungspartner eingerichtet werden. 
  4. Workflow-Automatisierung: IT-gestützte Lösungen zur Steuerung von Geschäftsprozessen und Arbeitsabläufen können mit einer Low-Code-Umgebung durch die Erstellung von Regeln, Ausnahmen und Benachrichtigungen optimiert werden, um die Effizienz zu steigern und manuelle Aufgaben zu reduzieren.

Boomi bietet dazu eine umfangreiche Systembibliothek mit vorgefertigten Konnektoren für die APIs einer Vielzahl von ERP-Systemen. Dazu gehören unter anderem SAP ERPOracle E-Business Suite und Netsuite, verschiedene Microsoft-Dynamics-Produkte und Infor-ERP-Systeme. 

Wenige Schritte – wenn man weiß, wohin es gehen soll

Dabei gilt Boomi als sehr benutzerfreundlich aufgrund des GUI. Der Cloud-native-Ansatz von Boomi reduziert die Vorbereitungsarbeiten zum Betrieb der Plattform an sich auf ein Minimum. Die Arbeitsschritte bis zu einer App sind entsprechend, auch bei Boomi: 

  1. Anmelden bei der Boomi-Plattform: Zunächst melden Sie sich bei der Boomi-Plattform an und rufen die grafische Entwicklungsoberfläche auf. 
  2. Anlegen eines Prozesses: Legen Sie einen neuen Integrationsprozess an oder bearbeiten Sie einen vorhandenen Prozess.
  3. Hinzufügen von Komponenten: Mit der grafischen Oberfläche von Boomi ziehen Sie verschiedene Integrationskomponenten wie Konnektoren, Transformationen und Aktionsfunktionen in Ihren Prozess. 
  4. Konfiguration der Komponenten: Sie konfigurieren die Integrationskomponenten, indem Sie Parameter festlegen, Datenfelder zuordnen und die Transformationslogik definieren.
  5. Verbinden der Komponenten: Sie verbinden die Integrationskomponenten miteinander, um den Datenfluss und die Ausführungslogik des Integrationsprozesses zu definieren.
  6. Validierung und Testen: Sie überprüfen den Integrationsprozess auf Fehler und führen Tests durch.
  7. Veröffentlichung und Ausführung: Sie bereiten den Integrationsprozess für den Produktivbetrieb vor und binden diesen in die beteiligten Systeme ein. 

Die Grenzen von Low-Code-Umgebungen

Es hat sich dabei immer wieder gezeigt, dass es die Gefahr der Entwicklung von Schatten-IT gibt, weshalb die Tools für die schnellere und einfachere Softwareentwicklung stets in eine Unternehmer-IT-Strategie eingebettet sein sollen. 

Low-Code-Umgebungen haben Grenzen. Diese sind schnell erreicht, wenn es um komplexe Geschäftsprozesse geht. Das ist aber zumindest aus der Perspektive der Erfinder auch nicht der Sinn der Umgebungen. Das gilt auch für spezialisierte Anwendungen, sagen wir: Programmierung der Fehlererkennung von Bestückungsautomaten sind eher nichts für die Low-Code-Entwicklung. 

Echtzeit-Anwendungen (jene mit gesteuerten Antwortzeiten) oder Anwendungen mit sehr geringen Latenzzeiten dürften mit Low-Code-Umgebungen ebenfalls schwer zu programmieren sein, da ja in der Regel der Durchgriff auf die einzelne Code-Zeile fehlt, wo die Optimierung der Software stattfindet. 

Seltene Beeinträchtigungen

Als Anfang Mai Sonnenprotuberanzen für Nordlichter bis Boomi war immerhin so konsequent, seine Nutzer auf die Nachteile von Cloud-Services hinzuweisen. So am 10.5., als es laut Boomi-Support eine Atomsphere Degraded Performance gab. Die Latenzzeiten waren höher als üblich. Mit dem Abflauen der Sonnenwinde konnte die Störungsmeldung aufgehoben werden. Das zeigt in einem kleinen Ausschnitt, dass auch Cloud-native seine Grenzen hat. 

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